Viele Studentinnen und Studenten behaupten, nachdem sie mit ihrem Studium angefangen haben, dass sie ihre Lieblingsfächer, auf Grund derer sie die Studienrichtung ja gewählt hatten, nicht mehr wiedererkennen. Schon nach den ersten zwei Vorlesungen werden manche der in der Schule doch so geliebten Fächer zum Alptraum fast aller Studierenden. Woran liegt das?
Das liegt vor allem daran, das es auf den Universitäten und Hochschulen sehr viel Abstraktion gibt. Während man in der Schule daran gewöhnt war, die meisten Sachverhalte anschaulich zu lernen, fehlt diese Anschaulichkeit etwa in Form von Visualisierungen, die man früher in der Schule erlebte, um die Inhalte besser begreifen zu können. Die extreme Abstraktion der Themen führt dazu, dass viele theoretische Definitionen und Regeln von den Studentinnen und Studenten als reiner Buchstabensalat empfunden werden. Auch herrscht in Vorlesungen ein verschärftes Tempo, denn der Umfang des in den ersten Vorlesungen behandelten Stoffes sind oft mit einem Semester des Unterrichtens an der Schule vergleichbar. So ein erhöhtes Tempo verursacht häufig, dass man den Faden verliert, was wiederum einen Verlust an Motivation und Interesse bedeutet. In der Regel werden in Vorlesungen auch viel weniger Beispiele als in einem Schulunterricht dargeboten. Das in dieser Form des abstrakten Denkens ungeübte Gehirn bräuchte eine bessere Mischung von Theorie und Praxis, um ein neues Thema zu verstehen, doch dafür ist in Vorlesungenoft wenig Platz. Daher bleiben schon in den ersten Stunden einer Vorlesung viele Konzepte und Prinzipien auf der Stecke. Hinzu kommt eine falsche Einschätzung des erwarteten Stoffumfanges, denn der umfasst in einer Vorlesung eines Semesters oft den gesamten Schulstoff mehrerer Jahre, wobei auch die Vorbereitung auf eine Prüfung wesentlich umfangreicher sein muss.
Anabel Walia hat in einem Weblog fünf Kompetenzen bzw. Soft Skills beschrieben, die man im Studium nicht oder nur sehr selten erwirbt, denen aber eine besondere Wichtigkeit zukommt:
- Analytische Fähigkeiten bzw. Problemlösungskompetenz, also die Fähigkeit, Probleme zu erkennen, in ihre Einzelteile zu zerlegen und dafür eigenständig Lösungen entwickeln, wobei es vor allem um Logik und Kreativität geht. Zwar kann man analytisches Denken bis zu einem gewissen Grad trainieren, allerdings hängt diese Fähigkeit auch mit Intelligenz zusammen, die sich nur sehr schwer verändern lässt.
- Die richtige Einstellung kann mit hingegen mit der Zeit entwickeln, denn es handelt sich dabei um Fleiß, Eigeninitiative, Motivation, Tatendrang oder auch das Selbstbewusstsein, das in bestimmten Situationen im Leben nötig ist. Die richtige Einstellung hat in den letzten Jahren eine größere Bedeutung erhalten, , aber wer seine spätere Karriere vorantreiben will, wird nicht darum herumkommen, seine Einstellungen anzupassen.
- Flexibilität und Belastbarkeit sind die Fähigkeiten, sich in neue neue Aufgabenbereiche einarbeiten oder vorhandenes Wissen auf neue Probleme anwenden zu können, auch dann, wenn dies unter äußeren und inneren Belastungssituationen gesehen soll.
- Fremdsprachen sind wichtig, wobei heute gute Englischkenntnisse werden bei den meisten für Studierende attraktiven Stellen vorausgesetzt, jede weitere Sprache ist von Vorteil.
- Konfliktkompetenz und Kritikfähigkeit, wobei es nicht nur um das Lösen von Konflikten geht, sondern auch um die Bereitschaft, Konflikte zuzulassen, auszutragen und auch als Chance zu verstehen. Eng damit verwoben ist die Kritikfähigkeit, d. h., Kritik anzunehmen, die sachlich formuliert und gerechtfertigt ist.
Literatur
Stangl, W. (2014). Studium – Mit 5 Tipps zum besseren Verständnis der Theorie. [benjamin & werner]s praktische lerntipps.
WWW: https://studium.lerntipp.at/student-sein/theorie-verstaendnis.shtml (2014-09-28)
Stangl, W. (2019). Was man an der Universität meist nicht lernt. Werner Stangls Texte zum Lernen.
WWW: https://lerntipps.lerntipp.at/was-man-an-der-universitaet-meist-nicht-lernt/ (2019-01-24)
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