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Kurioses aus der Welt des Lernens

    Sprache lernen im Vorübergehen! Lernposter

    Seit einiger Zeit finden sich im Internet sehr viele Angebote, die sich mit dem Thema Lernen beschäftigen. Viele davon arbeiten mit einem kostenlosen Newsletter, in denen sie in der Folge in regelmäßigen Abständen ihre meist mehr oder minder nützlichen Tipps, meist in Form von eBooks, verkaufen wollen. Gegen Bares, versteht sich. In diesen Broschüren werden die klassischen Mnemotechniken in immer wieder neuen Formulierungen und Aufbereitungen an die Frau oder den Mann gebracht.

    Beliebt ist dabei besonders die Loci-Technik bzw. Die Forum- Romanum- Methode, die zwar von den meisten Lerngurus immer wieder zum Erstaunen des Publikums propagiert wird, aber für das „normale“ Lernen etwa in der Schule oder im Beruf meist praktisch unbrauchbar ist.

    Oft werden dann in solchen Werbebriefen auch Verbindungen zu anderen psychologischen Domainen hergestellt, etwa zur Persönlichkeitspsychologie. Das folgende Beispiel stammt von einem besonders „hartnäckigen“ Schreiber, wobei hier meist mit den Mitteln der Marktschreierei bzw. TV-Werbekanäle die Produkte mit wie „Letzte Chance“, „Nur noch wenige Exemplare verfügbar“ oder „Aus besonderem Anlass bieten wir speziell Ihnen als treuem Kunden …“ gearbeitet wird. Ein besonders kurioser Newsletter ist heute im Postfach einer meiner Studentinnen aufgetaucht, den sie mir dankenswerter Weise weitergeleitet hat.

    Viel Spaß beim Verbessern Ihrer Persönlichkeit und der Orthographie!

    Hallo Musterstudentin,
    um aus sich eine gute Persönlichkeit zu machen sollten Sie 10 Punkte beachten. Diese Punkte können Sie sich mit folgender Bildassoziation verinnerlichen:
    „Auf dem Boden liegt ein Fels. Auf dem Fels ist ein Namensschild eingesteckt. Es stehen zwei Personen auf dem Fels die sich die Hand geben. Eine Person hält ein Mikrofon in der Hand. Auf das Mikrofon ist ein Telefon angeleihmt. Durch die Muschel des Telefonhörers geht eine Rakete hindurch. Der Raketenspitz ist ein trauriger Kinderkopf. Der Kinderkopf hat anstatt Haare, Tirigentenstäbe. In den Tirigentenstäben ist ein hölzernes Kreuz eingelegt. Auf dem Holzkreuz ist eine Zielscheibe angeleihmt.“

    Fels = Selbstsicherheit
    Namensschild = Namenserinnerung / Gedächtnis
    Zwei Personen = Zwischenmenschliche Beziehungen
    Mikrofon = Kommunizieren
    Telefonhörer = Zuhören / Geistesgegenwart trainieren
    Rakete = Begeisterung
    Trauriges Kind = Sorge / Probleme / Konflikte bewältigen
    Tirigentenstäbe = Führungseigenschaften. Andere motivieren / bestärken
    Hölzernes Kreuz = Positive Haltung + nicht negativ –
    Zielscheibe = Zielorientiert, vorwährtsgehen

    Viele Grüsse
    Ihr LernTrainer

    Jan Kuonen



    17 Gedanken zu „Kurioses aus der Welt des Lernens“

    1. Noch etwas aus der Mnemotechnik-Phantasie-Ecke:
      Die Mnemotechniken sind Methoden, um sich Informationen besser merken zu können. Dabei gibt es verschiedene Mnemotechniken, welche für einfache bis hoch komplexe Informationen geeignet sind. Das Wort Mnemnotechnik ist übrigens ein Kunstwort und heißt übersetzt “Gedächnistraining”. Es geht darum, sich Merkhilfen zu suchen, wie Beispielsweise durch Eselbrücken.
      Es ist möglich, ganze Bücher und hunderte bis tausende von Wörtern auswendig zu lernen.
      Es wird beispielsweise auf das bisherige Wissen zurück gegriffen, um diesem neue Informationen anzuheften. Dadurch entsteht eine Eselbrücke.

    2. Meiner Meinunug nach kann man sich mit der Loci methode sehr viele Begriffe an einem Ort mit der Ersatzwortmethode einprägen. Die Loci Methode beinhaltet sicherlich nicht nur den Ort sondern auch das Visualisierungen der Wörter u. dies braucht meiner Meinung nach viel Übung u. Gedult. Ein Beispiel: Azidose=eine Blutübersäurung auf italienisch Azuro könnte sein ein blauer Himmel den Adriano Chelendano besingt ich höhre ihn in meinem Geiste singen u. weiß zugleich das das Blau im Blut das Blut sauer macht. Und genau diese Kombinationen sind wenn sie schnell gehen sollen viel Übung.Sobald man einen Affekt verbunden mit einer lustigen geschichte od Bild bei einem Vokabel erreicht hat ist das Wort sogut wie immer im Langzeitgedächtnis egal welcher Affekt Gruß v. Klaus

    3. Es wurde auch nirgends behauptet, dass das Lernen mancher komplexerer Inhalte mit der Loci-Methode nicht möglich wäre. Mein Einwand betraf allein die großen Stoffmengen, wie sie in der Schule oder im Studium laufend zu bewältigen sind, bei denen die Loci-Methode an ihre Grenzen kommt, sodass sie einen Mehraufwand bedeutet und keinen ökonomischen Gewinn in Bezug auf Zeit bringt, denn das Erlernen von sagen wir 200 oder 400 Routen mit entsprechenden Verzweigungen erfordert ebenfalls seine Zeit. Wobei man ja dann diese mit der Loci-Methode vermutlich wieder besser lernen könne, wir es also mit einem Uroboros zu tun haben 😉
      BTW: Alle mir bekannten Studien zur Loci-Technik (Ross & Lawrence, 1968; Bower, 1973; Crowitz, 1969; Groninger , 1971; Neisser & Kerr, 1973) beweisen die Eignung für Listen, Gliederungen, langen Zahlen und geordnete Abläufe. Bloß wird solches Wissen nur in einem geringeren Ausmaß in Schulen und sonstigen Bildungseinrichtungen gefordert. Ein Transfereffekt auf andere Lernformen oder Gedächtnisfähigkeiten ist vermutlich nicht zu erwarten, da die meisten Untersuchungen zur Generalisierbarkeit von kognitiven Fertigkeiten bestätigt haben, dass nur die jeweils konkret geübte gefördert wird. Daher sind die am Markt befindlichen Gehirnjoggingprogramme und Ãhnliches auch nur sehr eingeschränkt wirksam.

    4. Ich habe nicht behauptet, dass es keine Grenzen gibt,
      sondern dass man sich z.b. komplexe Inhalte, nicht nur Begriffe, damit merken kann oder die Methode in der Schule einsetzen kann.

      Meine Fragen werden alle ignoriert – Bestandteil einer Diskussion wäre ein Eingehen und nicht ein sofortiges Antworten. Das ist so keine Diskussion, sondern ein Thesen-Aufstellen.

    5. Mir geht es nicht um Sieg, sondern um die Praxis!
      Ich habe nie geleugnet, dass man mit der Loci-Methode bestimmte Inhalte ganz gut lernen kann (schließlich stelle ich diese und andere Methoden ja selber als Hilfsmittel vor), doch die Methode hat wie alle mnemotechnischen Methoden ihre Grenzen. Und da Sie und andere immer wieder behaupten, dass es diese Grenzen nicht gibt, fordere ich schlicht den praktischen Beleg dafür.
      Ich habe diese Diskussion schon an verschiedenen Orten geführt und er wurde immer von den anderen genau an dieser Stelle abgebrochen, indem eben der Beweis für die Behauptungen ausgeblieben ist.
      Da dieses Weblog eine Ergänzung zu unseren Lerntippseiten bieten und den zahlreichen BesucherInnen Orientierungshilfe geben soll, wie man sich im Gedächtnistechnikmarkt zurechtfindet, dürfen Sie jederzeit hier ihre Behauptungen aufstellen, nur müssen Sie und andere auch den Beweis dafür antreten. Schließlich sollen die Menschen, die diese Zeilen lesen, auch etwas für ihre Lernpraxis mitnehmen.

    6. Sehr geehrter Herr Stangl,

      ich glaube, dass es Ihnen bei der Diskussion um die Loci-Methode eher um den Sieg als um den (Erkenntnis-)Gewinn geht und das die Diskussion
      deshalb nicht sehr konstruktiv ist. Ich habe den Eindruck, dass Sie – wenn Ihnen etwas nicht passt – es eben einfach ignorieren.

      Deshalb jetzt meine Fragen:

      Ihre Meinung: Man könne nur Begriffe, Namen etc, kein komplexes Wissen lernen

      Aber: Die antiken Redner haben nicht stundenlang Begriffe aufgesagt, sondern sich ihre Argumente, Argumentationslinien gemerkt.
      Frau Christiane Stenger hat schulisches Wissen gelernt und ebenfalls keine Listen.
      Ich habe Ihnen gezeigt, dass sie auch wirtschaftliche Inhalte oder einen bürgerrechtlichen Inhalt abspeichern können. Warum ignorieren Sie das?

      Ihre Meinung: In der Schule wäre das Wissen nicht einsetzbar.

      Aber: Noch einmal Frau Stenger. Mit 10 Jahren mit dem Gedächtnistraining (Loci-Methode) begonnen – mehrere Klassen übersprungen.
      Oder: Gibt es an der Schule keine Referate etc.? Ist es nicht besser, wenn man frei reden kann, den Inhalt gut abgespeichert hat und sich stärker auf den Vortrag, auf das Publikum konzentrieren kann?
      Und macht die Methode nicht Spaß und ist sie nicht schon deshalb gut in der Schule einsetzbar?

      Ihre Meinung: Visualisierung ist eine wertvolle Lernhilfe. Aber die Loci-Methode sei nicht gut.

      Die Loci-Methode arbeitet hauptsächlich mit der Visualisierung. Nur wird zusätzlich das Wissen geordnet – ebenfalls visuell.

      Meinung: Aber die Zitierregeln kann man nicht abspeichern.

      Es geht natürlich auch, so, wie sie sich ein Bild für Depression oder den New Deal basteln können, können sie auch Begriffe wie „genau“ abspeichern. Nehmen Sie z.B. eine Atomuhr und legen Sie sie irgendwo ab. Warum glauben Sie mir das nicht, dass Sie eben 50-100 Bilder für die Zitierregeln finden können, fürs E-Mail-Zitieren legen Sie eben einen eigenen Bereich an – legen die Inhalte in einem eigenen Zimmer ab.
      Ich habe glücklicherweise mein PPP-Studium schon abgeschlossen und muss ein relativ sinnfreies Wissen nicht mehr lernen.

      – Aber die Präsidenten sind ausgelutscht. Die Namen der Präsidenten vielleicht, aber die Politik erarbeite ich mir gerade selber, ich habe Diesbezügliches nirgends gefunden. Ich glaube, dass das nicht nur für amerikanische Einwanderer interessant ist. Es hat mit Völkerbund, Vereinten Nationen, Rassismus etc. zu tun und ist ein wichtiger Bestandteil der Allgemeinbildung.

      – die bösen Gurus wollen Geld verdienen

      Sie haben recht, dass man sich gratis im Internet über die Methode informieren kann, es gibt auch günstige Bücher bei amazon zum Preis eines Disco-Besuches oder von zwei alkoholischen Getränken.

      – Aber alles ist linear.

      Je mehr Fakten Sie wissen, desto mehr Bezüge, neue Einsichten können Sie bilden.

      – aber keine kognitive Wertung ist vorhanden.

      Die Wertung ist schon bei der Auswahl des Stoffes vorhanden – was ist für mich wichtig? Sind für mich die Lakota-Indianer wichtig, die das Einmeißeln in den Mount Rushmore für eine Entweihung ihres heiligen Berges sehen oder nicht? Ordne ich wichtige Inhalte zunächst an, bleibe ich länger, mit mehr Informationen bei ihnen?

      – aber was, wenn sich Informationen ändern?

      Wenn Sie etwas herkömmlich Gelerntes ändern, müssen Sie nicht umlernen, alte Inhalte vergessen und etwas Neues lernen? Sie haben das gleiche Problem. Sie können durchaus alte Dinge nicht mehr wiederholen und neue Bilder schaffen.

      – wo ist der wissenschaftliche Nachweis?

      Ich bin kein Forscher und lese keine diesbezüglichen Schriften.
      Haben Sie einen Gegenbeweis – wurde wissenschaftlich untersucht, dass die Methode nicht gut funktionieren soll und wo? Wurde die Methode überhaupt von Wissenschaftlern untersucht? Ist Visualisierung, mit der die Loci-Methode hauptsächlich arbeitet, nicht sehr wichtig und hilfreich?
      Bei mir funktioniert sie gut, ich habe Spaß dabei und das wird meinen Schülern auch so gehen. Argumentieren Sie mit Ihrer Abneigung gegen die Gurus bitte nicht zu stark gegen die Methode selber.

    7. Ach Peter, es ist immer dasselbe: Kaum verlangt man einen Nachweis der Behauptungen zur Loci-Methode mit einem neuen Stoff, wird gekniffen, und es werden wieder die von allen Gedächtnisgurus schon zu Tode gelutschten amerikanischen Präsidenten, die vielleicht für einen Einwanderer in die USA recht hilfreich sind, hervorgekramt. BTW: Auch SImon ist die von mir eingeforderten Quellennachweise schuldig geblieben und ih nehme fast an, dass es bei Ihnen ähnlich sein wird. Aber ich lasse mich gerne eine Besseren belehren!
      Die Crux an der Methode ist schlicht die Ordnung, die trotz aller Verzweigungen noch immer an der Linearität festhält. Das menschliche Gehirn ist nun einmal kein Tonbandgerät und auch keine segmentierte Festplatte, und kann mit reinen Sequenzen recht schlecht umgehen – für diese wenigen Fälle, in denen sinnlose Reihenfolgen gelernt werden sollen, ist die Methode ja passend und funktioniert -, aber für das alltägliche Lernen von großen, mehr oder weniger strukturierten Lernstoffen völlig ungeeignet, denn es potenziert den Vorbereitungsaufwand für das eigentliche Lernen geradezu. Ein weiterer Nachteil der Methode ist die Gleichbehandlung aller Fakten, die keine kognitive Wertung enthält, die aber für das menschliche Lernen oft entscheidend ist. Ein weiterer Nachteil ist dann eher umständliche Veränderbarkeit von solchen Sequenzen, wenn auf Grund von Weiterentwicklungen der Wissenschaft in die gelernten Sequenzen plötzlich neue Sachverhalte eingefügt werden müssen und die alte Reihenfolge plötzlich umgelernt werden muss.
      Ich würde die Methode daher in die Grube zum Taj Mahal legen und schauen, ob da nicht noch Reste der Arjumand Banu Begum zu finden sind.

    8. Herr Stangl, ich möchte Ihnen anhand eines Beispiels vorstellen, wie man komplexen Stoff mit der Loci-Methode lernen kann. Die Vorgehensweise lässt sich auch auf die Zitiertechniken übertragen.Vorher möchte ich noch anführen, dass ich mich Ihrer Meinung, die Routenmethode wäre für schulisches Lernen nicht geeignet, nicht anschließen kann – Frau Christiane Stenger hat mit 10 Jahren mit einem diesbezüglichen Gedächtnistraining begonnen, hat mehrere Klassen überspringen können und wurde die jüngste Abiturientin Deutschlands.
      Ich lerne zur Vertiefung meiner Allgemeinbildung gerade die amerikanischen Präsidenten des 20. Jahrhunderts und möchte wesentliche Elemente ihrer Politik langfristig abspeichern. Ich erarbeite mir also zunächst das Wissen (anhand der deutschen und englischen Wikipedia-Version), lege das Wissensniveau fest, das ich anstrebe (will ich 10, 20, 30, 50 Infos pro Präsidenten abspeichern), versuche den Stoff zu verstehen (weiß ich nicht, was die Monroe-Doktrin oder die Roosevelt-Corollary ist, sehe ich nach) und strukturiere den Stoff, damit ich z.B. die Elemente der Außenpolitik zusammenhabe oder soft facts abschließend lerne. Dann lege ich fest, wie viele Routenpunkte ich ca. brauche und ob ich die Route einfach oder mehrfach verwenden will. Auf dem Weg zur Arbeit liegen verschiedene Gebäude, die ich kenne, und die meiner Schätzung nach 600-1000 Routenpunkte ermöglichen – damit komme ich durch. Auf den einzelnen Routenpunkten lege ich dann kreative, originelle Bilder ab, die die einzelnen Inhalte abbilden. Z.B. gibt das folgende Bild ein Element der Politik von Herbert Hoover wieder: Hinter dem Raum eines Elektrogeschäftes in einem Lager ist eine große Grube zu sehen. Ein kleines Taj Mahal ist links in der Grube. Rechts versucht ein Mann vergeblich aus der Grube zu klettern. Dahinter blühen rote Rosen auf. (Hoover unterschätzte die Auswirkung der Großen Depression, meinte durch staatliche Zahlungen würden mit der Individualität und der Selbstverantwortung wesentliche amerikanische Werte angegriffen und hatte bei der nächsten Präsidentschaftswahl gegen den Demokraten Franklin Delano Roosevelt und seinen „New Deal“ keine Chance). Oder man sieht am Eingang meiner alten Wohnung einen schwarzen Priester, während alles um ihn herum weiß eingefärbt ist (Oscar de Priest war der 2. Afroamerikaner, der zum Essen ins Weiße Haus eingeladen wurde).
      Sie können also praktisch zu jedem Fakt einen visuellen Anknüpfungspunkt finden.
      – Es wird meiner Meinung nach durch die Mehrfachabspeicherung der Stoff wesentlich fester verankert. Ich merke mir die Dinge jedenfalls wesentlich besser als mit den üblichen Methoden, die ich während meines Psychologie-Lehramtsstudiums kennengelernt habe, und werde die Methode in der Schule massiv verwenden, weil sie mir dafür auch aus anderen Gründen sehr geeignet scheint.
      Bei den Zitierregeln könnte man grundsätzlich ebenso vorgehen. Z.B. in der eigenen Wohnung lassen sich 50 Routenpunkte finden, man braucht dann Bilder für die einzelnen Inhalte. Ich bin aber prinzipiell damit ausgekommen, in wissenschaftlichen Arbeiten eigene und fremde Gedanken deutlich zu trennen und genau zu zitieren.

      Man findet bei amazon günstige gedruckte Bücher von kompetenten Autoren, mit denen man das eigene Lernen, wie ich finde, wesentlich nachhaltiger gestalten kann.

    9. Der suspekte Peter richtet sich an den anderen Suspekten:

      Ich glaube, dass Sie die Dinge nicht richtig sehen. Man kann mit der Loci-Methode nicht nur Listen, Namen, Zahlen abspeichern, sondern auch komplexe Informationen – z.B. die Maßnahmen des New Deal.
      Will man sich die Punkte, die Roosevelt beschlossen hat, merken,
      ist es – so ist meine Erfahrung – nachhaltiger, wenn man hierfür nicht
      nur die linke Gehirnhälfte einsetzt, sondern zusätzlich Bilder.

      Wie gesagt, ist die Loci-Methode zum Abspeichern von Fakten gedacht,
      nicht für konkrete Methoden wie Zeitungsanalysen. Man könnte aber die Arten, wie man bei einer Zeitungsanalyse vorgehen kann, als Route abspeichern.

      Dass ich zu generalisierend argumentiert hätte, möchte ich zurückweisen. Ich habe gesagt, dass es sowieso klar sei, dass man einen Stoff verstehen soll und nicht nur wiedergeben soll. Hier wird man zustimmen können, dass das generell so ist. Weiters ist es z.B. vom Medizinstudium bekannt, dass man hier Prüfungen mit tausenden Seiten Stoff zu lernen hat – hier wird das Verständnis des Stoffes allein nicht viel bringen. Auch wenn die Vorgehensweise der Uni hier sinnlos ist, indem sie meint, ein guter Arzt kann nur der werden, der gut auswendiglernen kann, ist es eben so, dass an Unis oft sehr viele Informationen auswendig gelernt werden müssen. Ich selber habe studiert, bin kein böser Gedächtnistrainer, und habe das Vorgehen der Uni in meinen Fächern oft gerade als nicht nachhaltig empfunden.

      Meine Meinung ist kurz gesagt, dass Sie Studenten mit Ihrer Abneigung schaden und sich nicht gut genug auskennen. Es muss niemand ein teures Seminar besuchen, es kann auch jeder im Internet recherchieren oder ein billiges Buch kaufen und für sich sehen, ob einem die Methode hilft.

    10. @ Peter: Da ich selbst an einer Uni bin: es gibt bei mir keine Prüfungen, bei denen stures Auswendiglernen notwendig und sinnvoll ist. Wie soll einer Studentin/einem Studenten die Loci-Methode bei einer Gruppenarbeit oder bei einer Inhaltsanalyse von Zeitungen helfen? Meine Lehrveranstaltungen sind auch nicht dafür bekannt, dass man da von Schein zu Schein hopst. Ein Gedächtnisweltmeister würde bei mir um keinen Deut erfolgreicher sein als eine Studentin/ein Student, der sich für das Fach interessiert. Und ob er sich besser in eine andere Person einfühlen kann, wenn er die Loci-Methode anwendet, möchte ich denn doch dahingestellt sein lassen.
      Eher halte ich Personen, die so generalisierend argumentieren wie „jede Uni“, „die Uni“, „ist ja ohnehin klar“ oder „jeder Gedächtnisweltmeister“, wäre meinen StudentInnen suspekt – und das mit gutem Grund.

    11. Ich habe persönlich ebenfalls sehr gute Erfahrungen mit der Loci-Methode gemacht. Wirklich nachhaltiges Lernen wird gerade erst ermöglicht, wenn man vom sturen Auswendiglernen der Uni
      wegkommt, für sich die Inhalte definiert, die wesentlich sind, und sie visuell gestützt abspeichert.

      Gerade die Uni ist ja dafür bekannt, dass man oft „fürs nächste Zeugnis“, nicht fürs Leben lernt, die Faktenwiedergabe wichtiger ist als das eigene, kritische Denken und Nachhaltigkeit nicht so wichtig ist wie das Hopsen von Schein zu Schein.

      Und dass man den Stoff verstehen soll, den man lernt, ist ja sowieso klar. Die Loci-Methode hindert einen am Verständnis ja nicht, sie hilft nur beim Lernen der wesentlichen Fakten. Für umfangreichen Stoff braucht man nur mehr Routenpunkte oder kann mit anderen zusammenarbeiten.

      Jeder lokale Gedächtnismeister wird wesentlich schneller und nachhaltiger lernen als Herr Stangl, der sich schlicht und ergreifend nicht gut genug auskennt.

    12. Hallo Simon,
      mir sind keine konkreten neurowissenschaftlichen Untersuchungen zur Loci-Technik bekannt und es wäre interessant, diese hier mit genauer nachprüfbarer Quelle und konkretem Ergebnis anzugeben.

    13. Sowohl in der pädagogischen als auch neurowissenschaftlichen Forschung gibt es verschiedene Veröffentlichungen zur von Ihnen „Forum-Romanum-Methode“ genannte Technik unter dem Namen „method of loci“ (eingedeutscht Loci-Methode). Zumeist werden hier sehr wohl deutliche Erfolge nachgewiesen

      Für mich selbst reicht es als praktischen Erfolg, dass ich es vom durchschnittlich guten Abiturienten zu einem der besten Jura-Absolventen des Jahrgangs geschafft habe und dabei mit Sicherheit deutlich weniger Zeit für das Lernen investiert habe als die meisten Kommilitonen. Die Loci-Methode habe ich dabei für jede Prüfung erfolgreich eingesetzt, von der ersten Klausur bis zur letzten Examensprüfung. Im Berufsalltag hat die Bedeutung für mich in der Tat nachgelassen, um aber beispielsweise auch längere Präsentationen vor Mandaten frei und ohne jede Notiz zu halten ist sie ebenfalls sehr gut geeignet.

    14. Hallo Andi,
      da ich ein Vertreter des nachhaltigen Lernens bin, halte ich solche mnemotechnischen Hilfsmittel in Hinblick auf das langfristige Einprägen von Lerninhalten bloß für eine kritische Notlösung, die einem beim Bestehen einer Prüfung kurzfristig helfen kann, doch schon bei den Stoffmengen, die bei großen Abschlussprüfngen präsent sein müssen, kommen diese Methoden an ihre Grenzen. Außerdem verleiten diese Methoden dazu, Stoff als sinnfremd linear zu organisieren, während er doch strukturiert aufbereitet wesentlich gehirngerechter und nachhaltiger aufgenommen werden könnte. Und dass das langfristig betrachtet oft weniger Zeit erfordert, kommt hier noch hinzu!
      Ich halte daher die oft von „Gedächtnisweltmeistern“ so verblüffend und anscheinend überzeugend demonstrierten Methoden mit ihren Routen etwa bei Einprägen von Einkaufszetteln für Spielereien, die ebenso an der alltäglichen Realität vorbeigehen!

    15. Hallo Herr Stangl,

      Ihrer Aussage „Beliebt ist dabei besonders die Die Forum-Romanum-Methode, die zwar von den meisten Lerngurus immer wieder zum Erstaunen des Publikums propagiert wird, aber für das “normale” Lernen etwa in der Schule oder im Beruf meist praktisch unbrauchbar ist.“ ist erheblich zu widersprechen.

      In zahlreichen Studienfächern, seien es auswendiglern-intensive Fächer wie BWL, Medizin oder Jura oder auch jedes andere Studienfach, ist mit der Loci-Methode sehr wohl signifikanter Erfolg zu erreichen. Ich habe dies selbst erlebt und kenne ebenso viele Kommilitonen die damit großen Erfolg haben. Es ersetzt „verstehendes Lernen“ nicht, ist aber eine fantastische Ergänzung. Ihre Aussage ist in dieser Pauschalität einfach nur falsch.

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