Schnelles Lesen, auch als „Querlesen“ bezeichnet, ist eine effektive Technik, um einen raschen Überblick über den Inhalt eines Textes zu erhalten. Dabei überfliegt der Leser den Text diagonal von links oben nach rechts unten, ohne jeden Satz oder jedes Wort genau zu lesen. Durch diese Methode kann der Leser Texte in deutlich kürzerer Zeit erfassen und sich dennoch die Kernaussagen und wichtigsten Informationen merken. Das Ziel des Querlesens ist es, die wesentlichen Inhalte und Schlüsselbegriffe intuitiv zu erfassen, indem das Auge diszipliniert über die Seite wandert und ganze Wortgruppen als Einheit aufnimmt. Studien haben gezeigt, dass Leser, die einen Text zweimal in zehn Minuten durchgehen, mehr darüber behalten als jene, die ihn in der gleichen Zeit nur einmal gründlich lesen. Dies liegt daran, dass unser Gehirn Informationen in neuronalen Netzwerken speichert, die umso dichter und vernetzter werden, je mehr Wissen wir uns zu einem Thema aneignen. Nicht alle diese Wissensnetzwerke können jedoch gleichzeitig aktiv sein, daher werden Informationen, die wir länger nicht verwendet haben, von aktuelleren Netzwerken überlagert und geraten möglicherweise in Vergessenheit.
Beim Lernen für Prüfungen oder Abschlussarbeiten ist es besonders wichtig, neues Wissen in das bereits vorhandene Wissensnetz zu integrieren. Dafür muss das Gehirn zunächst aktiviert werden, was beim schnellen Überfliegen des Texts (Skimming) geschieht. Dabei werden bereits bekannte Informationen und Begriffe erkannt, wodurch das entsprechende Wissensgebiet im Gehirn angeregt und „aufgeweckt“ wird. Anschließend kann der Lernende gezielt die vertiefende Lektüre des Texts vornehmen, um die zuvor identifizierten Schlüsselinformationen in den Kontext einzuordnen und mit dem bestehenden Wissen zu verknüpfen. Durch diese Kombination aus schnellem Überblicken und gezielter Vertiefung kann der Lernprozess deutlich effizienter gestaltet und ein tieferes Textverständnis erreicht werden. Das Querlesen ist daher eine äußerst wertvolle Technik, um große Textmengen in kurzer Zeit zu erfassen und sich die wesentlichen Inhalte dauerhaft einzuprägen.
Das bestehende Netzwerk an Informationen und Wissen sollte in den Lernprozess effektiv eingebunden werden. Statt einen Text nur einmal langsam und gründlich durchzulesen, kann es also vorteilhafter sein, ihn zweimal in einem schnellen Lesetempo zu erfassen. Auf diese Weise kann man sich zunächst einen Überblick über den Gesamtinhalt verschaffen, bevor man in einem zweiten Durchgang Details und Zusammenhänge intensiver studiert. Durch dieses iterative Vorgehen kann man das Verständnis des Textes vertiefen, ohne zu viel Zeit zu investieren. Das wiederholte Lesen in kürzerer Zeit fördert die Aufnahme und Verarbeitung der Informationen im Gedächtnis. Gleichzeitig bleibt der Lernprozess effizient, da man nicht unnötig lange bei einem einzigen Durchgang verweilt. Stattdessen kann man sich gezielt auf die Schlüsselaspekte konzentrieren und das neu Gelernte mit bestehendem Wissen verknüpfen.
Insgesamt kann dieses Prinzip des „schnellen Zweimal-Lesens“ eine effektive Methode sein, um komplexe Texte oder Fachinhalte strukturiert und zeitsparend zu erschließen. Es ermöglicht ein tieferes Verständnis, ohne den Lernaufwand übermäßig zu erhöhen.
Stangl, W. (2017, 1. Februar). Lesen vs Scannen. News zum Thema Lernen.
https:// news.lerntipp.at/lesen-vs-scannen/.