Eine der ersten Seiten zur Theorie und Praxis von Lernverfahren entstand im Zeitraum September 1995 bis April 1996 durch Wolfgang Pohl und erschien sowohl in der Internet-Newsgruppe SCHULE.ALLGEMEIN als auch im Fido-Brett SCHULE.GER. Diese wurde nach der Originalveröffentlichung im eZine p@psych (http://paedpsych.jku.at/PAEDPSYCH/LERNEN/INDEX.HTM) veröffentlicht.
Da dieses eZine aller Voraussicht nach ab Ende 2018 nicht mehr weiter betreut wird, wird sie auf der Lerntipp-Site unter http://www.lerntipp.at/ weiter im Original vorgehalten.
Link zur Leitseite: http://lernen-news.lerntipp.at/
Menschen haben oft eine verzerrte Vorstellung vom Lernprozess und reduzieren Lernen auf das Erlernen von Prüfungsvorbereitungstechniken. Lernprozesse sind natürlich und gehen weit über schulisches Lernen hinaus. Anstatt zu fordern, dass Kinder „lernen zu lernen“, sollten Lehrer und Lehrerinnen Kinder dabei unterstützen, effektiv zu lernen, ohne bestimmte Lernformate vorzugeben. Lernen ist ein grundlegendes menschliches Bedürfnis und muss nicht erst erlernt werden.
Historische Anmerkung
In der jüdischen Tradition hat lebenslanges Lernen eine besonders herausragende Bedeutung. Es wird als das Fundament für ein rechtschaffenes Leben angesehen. Lernen ist tief in der jüdischen Identität verwurzelt – es ist der Weg, um ein tieferes Verständnis der Tora, des göttlichen Gesetzes, zu erlangen und zu ergründen, was ihre Lehren für das heutige Leben bedeuten. Das Studium der heiligen Schriften soll dazu führen, dass die Gläubigen in der Gegenwart das Richtige tun und Gottes Willen gemäß handeln. Dabei ist jüdisches Lernen keinesfalls nur ein Privileg bestimmter Auserwählter wie Priester oder Rabbiner. Vielmehr sind alle Juden dazu aufgerufen, sich lebenslang mit den heiligen Texten und der Tradition auseinanderzusetzen – unabhängig von Alter, Geschlecht oder sozialer Stellung. Die hohe Wertschätzung des Lernens zeigt sich etwa in der Tatsache, dass es traditionell erlaubt ist, eine Synagoge in eine Schule umzuwandeln, aber verboten, eine Schule in ein Gotteshaus umzufunktionieren. Dies unterstreicht, dass Bildung und Wissensvermittlung im Judentum eine mindestens ebenso zentrale Rolle spielen wie die religiöse Praxis. Das lebenslange Streben nach Erkenntnis und das Bestreben, die göttlichen Gebote immer besser zu verstehen und umzusetzen, sind somit fester Bestandteil der jüdischen Identität und Lebensweise. Das Lernen dient dabei nicht nur der individuellen Entwicklung, sondern soll die Gläubigen auch befähigen, Gottes Willen in der Welt zu verwirklichen.