Die meisten Menschen glauben, dass man durch Lesen ganz von selbst lernt und das Gelesene auf diese Weise langfristig im Gedächtnis bleibt, doch das ist ein Irrtum (siehe dazu unseren Lerntipp: Falsche Lernstrategie Nummer 1: Wiederholtes Lesen). Leider ist das Gelesene für das menschliche Gehirn meist gar nicht interessant, so dass man deshalb die Inhalte schnell wieder vergisst, was sogar für jene wenigen Informationen zutrifft, für die man sich interessiert. Wenn man etwa einen längeren Text oder mehrere Kapitel eines Fachbuchs in einem Stück liest und im Anschluss daran fast nichts mehr über den Inhalt weiß, dann liegt das daran, dass die Kapazität des Kurzzeitgedächtnisses begrenzt ist und nur ein gewisses Maß an Informationen verarbeiten kann. Schließlich muss das Aufgenommene noch an das Langzeitgedächtnis weitergereicht werden, was bei der Lektüre über einen Zeitraum von vielleicht einer halben Stunde schon gar nicht mehr gelingen kann! Das trifft vor allem auf Lerninhalte zu, die neu sind.
Eine bessere Möglichkeit, sich neues Wissen schnell und effektiv einzuprägen, ist das Lesen in kleinen Paketen, etwa in einem Fünf-Minuten-Takt. Dazu stellt man sich am besten einen einfachen Küchenwecker – falls der zu laut tickt und das beim Lesen stört, kann man auch die lautlose Stoppuhr des Mobiltelefons verwenden – und liest exakt fünf Minuten lang den Text, den man sich einprägen will. Nach dieser Zeit macht man sich am besten schriftliche Notizen dazu, wobei allein durch das gedankliche Wiederholen und Notieren der Inhalte wesentlich mehr davon hängen bleiben wird, als wenn man weitergelesen hätte. Als Orientierungshilfe, was man notieren sollte, kann man sich vielleicht an folgenden Fragen orientieren:
- Warum ist das sinnvoll? Was hat man davon, wenn man das lernt? Diese Suche nach der Bedeutung ist wichtig, denn man lernt nur Dinge gerne, die man versteht und von denen man weiß, dass sie eine Bedeutung für das eigene Leben haben.
- Was ist daran wichtig? Man benötigen ein Grundverständnis, worum es bei dem Thema geht, um es zu lernen. Man will verstehen, welche Struktur dahinter steht, in welches große Ganze man das einzuordnen kann, was Experten dazu sagen und vieles mehr.
- Wie kann man das Wissen anwenden? Manche Menschen möchten das Neue am liebsten sofort anwenden, denn für diese erschließt sich der Sinn eines Lernstoffes erst im Tun. Wie kann man das Wissen nutzen, kann das vielleicht weiterdenken?