Eine vor allem bei Lehrerinnen und Lehrern bekannte Tatsache ist, dass man anders mit einem Lehrstoff umgeht, wenn man diesen an andere Menschen weitergeben will, als wenn man diesen nur für sich selbst lernt. Lernen bedeutet in diesem Fall nicht nur etwas zu lesen und auswendig zu lernen, sondern Lernen ist dabei vor allem ein explorativer Prozess, wobei Interesse, Forschergeist, Assoziationen und laterale Ansätze einen solchen Lernprozess begleiten. Reziprokes Lernen ist dabei auch ein starker Motor für unbewusstes Lernen, denn viele Dinge werden eher nebenbei gelernt, ohne sich bewusst dafür zu entscheiden.
Die Wurzel dieses Vorgehens liegt im von Annemarie Palinscar und Ann Brown Anfang der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts entwickelten Verfahren des „Reziproken Lehrens und Lernens“ zur Förderung leseschwacher Schülerinnen und Schüler, bei dem SchülerInnen in Gruppen mit 4 bis 7 Mitgliedern eingeteilt werden und beim Gespräch über einen Sachtext abwechselnd zwei unterschiedliche Rollen übernehmen: Als GruppenleiterInnen fordern sie die Anwendung einer weitgehend festen Sequenz von Strategien, die das Gespräch strukturieren; als lernende Gruppenmitglieder wenden sie diese selbst an. Sie gehen so den Weg vom Lernen zum Lehren und umgekehrt (Stangl, 2012; Stangl, 2014).
Literatur
Stangl, W. (2012). Das reziproke Lernen. Werner Stangls Pädagogik News.
WWW: http://paedagogik-news.stangl.eu/das-reziproke-lernen/ (2018-01-30).
Stangl, W. (2014). Stichwort: ‚Reziprokes Lehren‘. Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik.
WWW: https://lexikon.stangl.eu/13727/reziprokes-lehren/ (2018-01-30).