Im Allgemeinen werden Kinder frühestens im Alter von fünf Jahren mit ersten Leseerfahrungen konfrontiert, meist in ihrem letzten Jahr im Kindergarten, aber oft auch erst mit Beginn der Schulzeit, also mit sechs bis sieben Jahren. Kinder besitzen allerdings schon vor dem Vorschulalter ein gewisses Verständnis davon, dass geschriebene Wörter anders als etwa Zeichnungen spezifische Ausdrücke repräsentieren, sodass das Wissen von kleinen Kindern über den Sinn des geschriebenen Worts oft schon hoch entwickelt ist. Vermutlich sind es Eltern, die mit ihren Kindern auf eine andere Weise über Zeichnungen als über Texte oder schriftliche Unterlagen sprechen, d. h., sie zeigen ihren Kindern im Alltag, dass Schrift etwas Besonderes ist.
Es gibt einige grobe Richtwerte für die Lesegeschwindigkeit in verschiedenen Klassenstufen an, von 25-40 Wörtern pro Minute im ersten Schuljahr bis zu 140-150 Wörtern pro Minute in der vierten Klasse. Eltern von Kinder, die Schwierigkeiten beim Lesen haben, können Sie dabei unterstützenn. Dazu gehört zunächst die Durchführung einer Lückenanalyse zur Identifikation problematischer Buchstaben oder Lautverbindungen, tägliches kurzes Training der Schwachstellen, die Verwendung altersgerechter und leicht lesbarer Texte sowie die Begrenzung der Übungszeit auf 10-15 Minuten täglich in entspannter Atmosphäre.
Besonders hilfreich ist das Vorlesen als Modell für flüssiges Lesen, mehrmaliges Lesen bekannter Texte zur Verbesserung der Leseflüssigkeit, sofortiges Feedback bei Lesefehlern und die Auswahl von Texten mit angemessenem Schwierigkeitsgrad. Zur Motivationsförderung wird empfohlen, dass sich Eltern und Kind beim Vorlesen abwechseln, die vom Kind gelesene Textmenge schrittweise erhöht wird und die Eltern den vom Kind gelesenen Abschnitt für ein besseres Verständnis wiederholen. Besonders wichtig ist eine geduldige und unterstützende Herangehensweise beim Lesenlernen.
Linkempfehlung: https://lerntipps.lerntipp.at/rechtschreiben-lernen-mit-dem-lesekoch
Siehe auch die Faktoren, die die Geschwindigkeit des Lesens beeinflussen.
Siehe auch die Silbenmethode – auch silbenanalytische Methode, SaM –, die nicht den einzelnen Buchstaben, sondern die Silbe als zentrale Lese- und Schreibeinheit in den Mittelpunkt rückt. Kinder segmentieren Wörter zunächst in Sprechsilben (z. B. La–ter–ne, Schu–le, Fen–ster), üben Silbenrhythmus und -struktur und fügen die Silben anschließend automatisiert zu Wörtern zusammen. Ziel ist, die visuelle Worterkennung zu beschleunigen und Lesegenauigkeit sowie Leseflüssigkeit systematisch aufzubauen. Theoretisch stützt sich die Methode u. a. auf die Psycholinguistic Grain Size Theory: In transparenten Orthographien wie dem Deutschen sind Silben (und Reime) für Anfänger besonders zugängliche „Körnungen“ der Sprachstruktur; mit wachsender Expertise rückt dann die feinere Ebene der Phoneme stärker in den Fokus. Das erklärt, warum silbenbasierte Übungen im frühen Lesenlernen wirksam sein können (Stangl, 2018).
Literatur
Stangl, W. (2011, 23. September). Lesen lernen. Aus den Tipps für Eltern!
https://eltern.lerntipp.at/Lesen-lernen.shtml
Stangl, W. (2018, 3. September). Was ist die Silbenmethode beim Lesenlernen? – Neuigkeiten aus der wissenschaftlichen Pädagogik.
https:// paedagogik-news.stangl.eu/was-ist-die-silbenmethode-beim-lesenlernen.
Stangl, W. (2024, 23. September). Wie kann ich die Lesegeschwindigkeit meines Kindes fördern? Lerntipps: Die Neuigkeiten.
https:// lerntipps.lerntipp.at/wie-kann-ich-die-lesegeschwindigkeit-meines-kindes-foerdern