Der Physiker Richard Feynman führte ein Notizbuch für jene Dinge, die er noch nicht wusste, wobei er mit diesen Notizen sein Wissen reorganisierte, um zum Kern einer Sache zu gelangen, die er gerade studierte. Er beabsichtigte, mit diesem Notizbuch jene Konzepte zu erklären, die sich in seinen Forschungen abzeichneten. Er war auch überzeugt, dass die Wahrheit in der Einfachheit liegt und dass Dinge leichter zu lernen und zu behalten sind, wenn sie in Einzelkomponenten zerlegt werden. Wenn nämlich ein Themengebiet nur mithilfe komplexer Erklärungen und komplizierter Lehrbuchbegriffe darstellbar ist, ist es auch weniger wahrscheinlich, dass man es wirklich begreifen kann.
Dabei muss man verschiedene Arten von Wissen auseinanderhalten, das oberflächliche Wissen, also jenes Wissen, das bei einer Prüfung Schwierigkeiten macht, weil man lediglich die Fachbegriffe und Terminologie verinnerlicht hat, ohne diese wirklich zu verstehen, und tiefgreifendes Wissen und Verständnis, wenn man einen Sachverhalt komplett durchdrungen und verstanden hat. Erst mit diesem tiefgreifenden Wissen kann man dann Verallgemeinerungen anstellen und von diesem Wissen auf neue, ähnliche Situationen schließen bzw. dieses Wissen auf neue Fragestellungen übertragen (Lerntransfer).
Um diese zweite Form des Wissens geht es bei der Feynman-Technik, da man dieses Wissen nur dadurch erreichen kann, indem man das Lernmaterial aktiv liest und es auf eine einfache Art und Weise zu erklären versucht, so als spräche man mit einem Kind oder einem Menschen, die wenig oder nichts über dieses Thema weiß. Bei dieser Form des Lernens wird bei der Erklärung des Lernmaterials eine andere Sprache und andere Strategien verwendet, sodass es auf diese Weise auch einfacher wird, Lücken und Fehler zu erkennen.
Diese Lerntechnik erfordert mehrere Schritte: in einem ersten Schritt sollte man sich zunächst einen Überblick über seinen eigenen aktuellen Wissensstand verschaffen, indem man das Thema einem vorgestellten oder realen Gesprächspartner zunächst erklärt oder eben in dieses Notizbuch für Dinge einträgt, die man noch nicht weiß. Dabei wird man schnell merken, welche Aspekte eines Themas man noch nicht verstanden hat, denn was man nicht verstanden hat, kann man auch nicht erklären. Dabei sollte man auch festhalten, welche Fachbegriffe oder Fremdwörter man benutzt und ob man diese auch verstanden hat. Termini und Sachverhalte, die man nicht verstanden hat, sollte man also nachschlagen, wobei man durch die schriftliche Form des Notizbuches auch einen Überblick darüber erhält, wo noch die Lücken liegen. Hat man dann das ganze Thema in seiner Gesamtheit erarbeitet, sollte man dies dadurch überprüfen, indem man das Thema noch einmal einem realen oder fiktiven Menschen erklärt. Dabei macht man sich an jeder Stelle, an der man stoppt oder nachdenken muss, wieder eine Notiz, um sein Wissen später nachzuschärfen.
Übrigens: Als Zuhörer für seine Vorträge und Errklärungen eignen sich auch Stofftiere wie Teddybären 😉
Literatur
https://www.businessinsider.de/leben/die-feynman-technik-so-lernt-ihr-schnell-und-effizient-mit-der-strategie-eines-nobelpreistraegers-a/
Richard Feynman war Physiker und beschäftigte sich nicht nur mit Quantenmechanik und Quantenelektrodynamik, für die er 1965 zusammen mit den Wissenschaftlern Schwinger und Tomonaga den Nobelpreis erhielt, sondern mit vielen anderen Dingen. Schon in den ersten Jahren als Forscher entwickelte er eine neuartige Notation, wobei er grafische Elemente wie gerade und Schlangenlinien verwendete, um komplexe Sachverhalte vereinfacht darzustellen.