Beim Lernen fällt häufig auf, dass Informationen, die zu Beginn oder am Ende einer Lerneinheit aufgenommen werden, besser im Gedächtnis bleiben als jene in der Mitte. Dieses Phänomen ist unter dem Begriff serieller Positionseffekt bekannt. Dabei unterscheidet man zwischen dem Primacy-Effekt, der sich auf die zuerst gelernten Inhalte bezieht, und dem Recency-Effekt, der das Behalten der zuletzt gelernten Informationen beschreibt. Dieser Effekt zeigt sich nicht nur bei Texten, sondern auch bei Vorlesungen – häufig erinnern wir uns besser an die ersten und letzten Sitzungen eines Semesters, während die mittleren Inhalte weniger präsent bleiben.
Um diesen Effekt gezielt für erfolgreiches Lernen zu nutzen, empfiehlt es sich, die Planung der Lerneinheiten entsprechend auszurichten:
- Strukturierte Planung: Überlege im Voraus, wann welche Inhalte gelernt werden.
- Schwierige Inhalte zuerst: Platziere komplexe Themen an den Anfang der Lerneinheit, um vom Primacy-Effekt zu profitieren.
- Wiederholung zentraler Inhalte: Inhalte, die in der Mitte der Lernsitzung liegen, sollten bewusst wiederholt und überprüft werden.
- Abschluss mit Zusammenfassung: Am Ende der Lernzeit empfiehlt es sich, alle Inhalte nochmals zu überblicken und zusammenzufassen.
- Intervallbasiertes Lernen: Vermeide lange Lernsitzungen ohne Pause. Idealerweise sollte eine Lerneinheit 90 Minuten nicht überschreiten, um Konzentrationsschwächen in der Mitte zu minimieren und gezielte Pausen einzubauen.
- Aufmerksamkeit lenken: In der Mitte einer Lernsitzung lohnt sich ein kurzer Check der Konzentration – eine kurze Pause kann helfen, die Aufnahmefähigkeit zu erneuern.
Besonders wichtig ist dabei, den Recency-Effekt nicht zu überschätzen: Auch wenn Inhalte durch das Kurzzeitgedächtnis kurzfristig präsent sind, müssen sie durch Wiederholung und Vertiefung ins Langzeitgedächtnis überführt werden.
Der serielle Positionseffekt beschreibt also ein kognitionspsychologisches Phänomen, das die Behaltensleistung in Abhängigkeit von der Reihenfolge von Informationen erklärt. Inhalte, die am Anfang (Primacy-Effekt) oder Ende (Recency-Effekt) einer Lerneinheit vermittelt werden, bleiben besser im Gedächtnis als jene in der Mitte. Dieses Prinzip gilt für alle Formen des Lernens – von Texten bis zu Vorlesungen. Um diesen Effekt für das eigene Lernen effektiv zu nutzen, empfiehlt sich eine strategische Planung: Schwierige Inhalte sollten zu Beginn einer Lerneinheit platziert, mittlere Inhalte gezielt wiederholt und der Abschluss durch eine Zusammenfassung gestaltet werden. Intervallbasiertes Lernen mit regelmäßigen Pausen kann zusätzlich helfen, die Konzentration über längere Zeit aufrechtzuerhalten und den mittleren Bereich einer Lernsitzung zu verkürzen. Der Recency-Effekt beruht auf dem Kurzzeitgedächtnis, weshalb eine bewusste Nachbereitung der zuletzt behandelten Inhalte notwendig ist, um langfristiges Behalten zu sichern. Durch die Anwendung dieser lernpsychologischen Erkenntnisse kann die Effizienz des Lernprozesses deutlich verbessert werden.
Literatur
Stangl, W. (2001). Serieller Positionseffekt. Online-Lexikon für Psychologie und Pädagogik.
https:// lexikon.stangl.eu/13142/serieller-positionseffekt/