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Der Mythos von den Lerntypen

    Lernposter

    Die Hypothese, dass Kinder am besten lernen, wenn Unterrichtsmethoden auf ihren „Lerntyp“ zugeschnitten sind – ob auditiv, visuell oder haptisch – ist nicht neu. Dennoch zeigt die Forschung, dass es keinen nachweisbaren Vorteil für den Lernerfolg gibt, wenn Kinder entsprechend ihrem Lerntyp in Gruppen eingeteilt werden. Die Frage, die sich stellt, ist, warum sich dieser Mythos dennoch so hartnäckig hält. Einerseits ist dies auf die einfache Vermittlung dieser Einteilung zurückzuführen, andererseits jedoch auch auf die Komplexität des individuellen Lernens.Dennoch ist festzuhalten, dass jedes Kind über spezifische Lernbedürfnisse verfügt, die weit über diese Kategorien hinausgehen.Wie kann die Förderung der individuellen Lernbedürfnisse von Kindern erfolgreich gestaltet werden? Es gibt jedoch einige wissenschaftlich fundierte Ansätze:

    • Die Förderung jedes Kindes sollte auf seine individuellen Stärken ausgerichtet sein. Dazu ist es erforderlich, die individuellen Lernbedürfnisse zu beobachten und die Unterstützung flexibel anzupassen.
    • Vielfalt fördert die Kompetenzentwicklung, d. h., man sollte ein Kind ermutigen, verschiedene Methoden auszuprobieren, wie beispielsweise laut lesen, malen, schreiben oder experimentieren.
    • Wichtig ist auch, die kognitive Kompetenz zu fördern, indem ma Fragen stellt, Erklärungen gibt und Zusammenhänge aufzeigt. Damit trägt man das selbstständige Lösen von Problemen an, um nachhaltiges Wissen zu fördern.
    • Ach sollte man skeptisch gegenüber einfachen Lösungen sein, denn Programme oder Materialien, die sich allein auf „Lerntypen“ stützen, sind meist ineffektiv. Vielmehr ist auf flexible Ansätze zu setzen, die individuell anpassbar sind.
    • Bedeutsam ist auch die Kommunikation mit Lehrkräften, d. h., es empfiehlt sich, mit den Lehrkräften des Kindes zu kommunizieren, um die Stärken und Schwächen des Kindes besser zu verstehen und gemeinsam Strategien zu entwickeln, die individuell fördern – unabhängig von „Lerntypen“.

    Man sollte sich daher nicht von Mythen lenken lassen. Empirische Studien belegen, dass Kinder am erfolgreichsten lernen, wenn sie flexibel und ganzheitlich gefördert werden. Dies bedeutet, dass Methoden, die Neugier wecken und das Verständnis in den Mittelpunkt stellen, zu bevorzugen sind.

    Zusammenfassend: Der Glaube an unterschiedliche „Lerntypen“ – wie visuell, auditiv, kinesthetisch oder durch Lesen und Schreiben – konnte wissenschaftlich nicht bestätigt werden kann. Trotz der Popularität dieser Lerntypen-Theorien, wie der bekannten VARK-Methode von Neil Fleming, zeigen empirische Studien, dass es keinen Unterschied in der Lernerfolgsrate gibt, ob man gemäß seinem angeblichen Lerntyp lernt oder nicht. Vielmehr hängt der Lernprozess stärker davon ab, wie viel Vorwissen jemand hat und wie die Inhalte verarbeitet werden. Letztlich bedeutet das dass man nicht nur auf eine bestimmte Art lernen sollte. Stattdessen ist es am effektivsten, mehrere Sinne beim Lernen zu integrieren. Dies bedeutet, dass man visuelle, auditive, kinesthetische und andere Kanäle anspricht, um das Lernen zu optimieren. Beispielsweise kann man beim Ansehen eines Lernvideos zusätzlich Notizen machen oder die Inhalte selbst nachahmen, um verschiedene Lernmethoden zu kombinieren. Es ist viel wichtiger, die richtige Lerntechnik und Strategie zu finden, die für die jeweilige Person und den jeweiligen Stoff funktioniert, anstatt sich auf ein starres Konzept von Lerntypen zu verlassen.



    Literatur

    Husmann, P. R., & O’Loughlin, V. D. (2019). Another nail in the coffin for learning styles? Disparities among undergraduate anatomy students‘ study strategies, class performance, and reported VARK learning styles. Anatomical sciences education, 12, 6-19.
    Massa, L. J., & Mayer, R. E. (2006). Testing the ATI hypothesis: Should multimedia instruction accommodate verbalizer-visualizer cognitive style?. Learning and Individual Differences, 16, 321-335.
    Pashler, H., McDaniel, M., Rohrer, D., & Bjork, R. (2008). Learning styles: Concepts and evidence. Psychological science in the public interest, 9, 105-119.
    Riener, C., & Willingham, D. (2010). The myth of learning styles. Change: The magazine of higher learning, 42, 32-35.
    Rogowsky, B. A., Calhoun, B. M., & Tallal, P. (2015). Matching learning style to instructional method: Effects on comprehension. Journal of educational psychology, 107, 64.
    Stangl, W. (2021, 3. Jänner). Schon wieder Lerntypen – News zum Thema Lernen.
    https:// news.lerntipp.at/schon-wieder-lerntypen/
    Stangl, W. (2011, 3. Jänner). Lernstile – was ist dran?. [werner stangl]s arbeitsblätter.
    https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/PUBLIKATIONEN/Lernstile.shtml
    Willingham, D. T., Hughes, E. M., & Dobolyi, D. G. (2015). The scientific status of learning styles theories. Teaching of Psychology, 42, 266-271.


    Siehe dazu auch
    die zahlreichen falschen Lerntipps,
    die im Internet kursieren!


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