Binaurale Beats sind ein akustisches Phänomen, bei dem zwei verschiedene Töne mit leicht unterschiedlichen Frequenzen gehört werden, die im Gehirn eine sogenannte Schwebung erzeugen. Diese Schwebungen werden oft mit positiven Effekten wie Entspannung, Fokussierung und kognitiver Leistungssteigerung in Verbindung gebracht. Es gibt einige wissenschaftliche Studien, die die Wirkung von Binauralen Beats auf das Lernen untersucht haben.
Einige Forschungsarbeiten legen nahe, dass die Verwendung von Binauralen Beats während des Lernens positive Effekte auf die Konzentration, das Gedächtnis und die kognitive Leistung haben könnte. Die Schwebungen durch Binaurale Beats können laut diesen Studien das Gehirn in bestimmte Frequenzbereiche stimulieren, die mit erhöhter Aufmerksamkeit und mentaler Leistungsfähigkeit in Verbindung stehen. Allerdings sind die Ergebnisse der vorhandenen Untersuchungen nicht eindeutig und weitere Forschung ist erforderlich, um die tatsächlichen Auswirkungen von Binauralen Beats auf das Lernen und die kognitive Leistung zu bestätigen. Es ist wichtig zu beachten, dass die Wirkung von Binauralen Beats auch individuell variieren kann und nicht bei allen Menschen die gleichen Effekte hervorruft. Wenn man Binaurale Beats zum Lernen ausprobieren möchte, kann es sinnvoll sein, dies zunächst persönlich zu testen und die individuelle Reaktion zu beobachten.
Die wissenschaftliche Beweislage für die versprochenen Wirkungen von binauralen Beats ist sehr dünn, d. h., es gibt widersprüchliche Forschungsergebnisse, da die Herangehensweisen und Ziele der Forscher stark variieren. Hinzu kommen einige Veröffentlichungen aus dem Umfeld des Monroe Instituts (siehe unten), die eher wirtschaftlichen als wissenschaftlichen Interessen dienen und methodisch oft mangelhaft sind. In renommierten Fachzeitschriften mit Peer-Review-Verfahren gibt es kaum Belege für die Wirksamkeit von binauralen Beats. Die Forschung deutet also darauf hin, dass binaurale Beats keine nachweisbaren Effekte auf Lernen, Schlaf, Gedächtnis, Schmerzen, Konzentration, Stress oder Ängste haben, wobei aber auch die Möglichkeit eines Placebo-Effekts besteht: Wer an die Wirksamkeit der binauralen Beats glaubt, kann davon möglicherweise profitieren. Das Anhören ist in jedem Fall ungefährlich.
Siehe dazu auch Stört Musik die Konzentration beim Lernen? und Musik und Leistungsfähigkeit.
Historisches: Der Physiker Heinrich Wilhelm Dove beschrieb das Phänomen der binauralen Beats erstmals im Jahr 1839. Als der Radiomacher Robert Allen Monroe 1971 das Monroe Institut gründete, um parawissenschaftliche Themen wie Energiekörper und Fernwahrnehmung zu erforschen und kommerziell zu nutzen, kam das Interesse an den binauralen Beats auf. Monroe ließ sich 1993 die Verwendung von in Musik oder Rauschen eingebetteten binauralen Tönen patentieren, um damit beliebige mentale Zustände zu induzieren. Laut dem Musikwissenschaftler Christoph Reuter ist es jedoch äußerst fraglich, ob solche mentalen Zustände tatsächlich von außen induziert werden können. Einerseits sind die neuronalen Auswirkungen dieser Töne relativ gering, andererseits ist es sehr unwahrscheinlich, dass die in der Hörbahn erzeugten Frequenzen auf andere Hirnregionen übertragen werden können. Generell treten im Gehirn gleichzeitig verschiedene Gehirnwellen an unterschiedlichen Stellen auf. Mit seinen 80 bis 100 Milliarden Nervenzellen und 100 Billionen Synapsen ist das Gehirn deutlich komplexer strukturiert, als es die Theorie zu den positiven Effekten von binauralen Tönen vermuten lässt.
Literatur
Stangl, W. (2012, 3. Mai). Musik und Leistungsfähigkeit. [werner stangl]s arbeitsblätter.
https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/LERNEN/Leistung-Musik.shtml
Stangl, W. (2014, 12. Juli). Alphawellen. Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik.
https:// lexikon.stangl.eu/3048/alphawellen
https://www.barmer.de/gesundheit-verstehen/koerper/ohren/binaurale-beats-das-steckt-hinter-dem-phaenomen-1134034