Die ersten Wochen eines neuen Schuljahres sind für SchülerInnen eine kritische Zeit, denn wenn sie nicht von Anfang an mitarbeiten und ihre Hausaufgaben machen, verlieren sie irgendwann den Anschluss und die Lernlücken werden immer größer. Besonders in der Übergangszeit zwischen Grundschule und weiterführender Schule lässt bei vielen Kindern die Freude am Lernen nach, vor allem deshalb, weil der Leistungsdruck zunimmt und die SchülerInnen in die Pubertät kommen. Ob sie in dieser Phase dennoch motiviert und leistungsfähig bleiben, hängt sehr stark davon ab, ob und inwieweit sie sich als kompetent, sozial eingebunden und autonom, also selbstbestimmt, erleben. Die Erfüllung dieser drei psychischen Grundbedürfnisse ist die Voraussetzung für eine starke Motivation, wobei die Eltern dazu beitragen können, dass sich ein Kind als kompetent und selbstbestimmt erlebt.
Die Basis liegt schon in der frühen Erziehung, indem Eltern ihrem Kind zutrauen, seine eigenen Entscheidungen zu treffen und es ermutigen und loben, wenn es sich und seine Fähigkeiten weiterentwickelt. Wichtig ist, dass Eltern die Rückmeldungen immer an der individuellen Bezugsnorm orientieren, d. h., sie sollten die Leistungen ihres Kindes nicht mit den Leistungen anderer Kinder vergleichen, sondern immer den individuellen Fortschritt würdigen. Wenn Eltern nämlich ihre Kinder mit anderen Kindern vergleichen, führt das dazu, dass das Kind seine Aufmerksamkeit nicht auf die eigene Kompetenzentwicklung richtet, was insbesondere bei leistungsschwächeren SchülerInnen sehr demotivierend ist.
So schadet auch ein allzu kontrollierendes Verhalten der Eltern dem Autonomie-Erleben des Kindes, was sich ebenfalls negativ auf die Motivation und Leistung auswirkt. Wenn Eltern etwa strenge Vorgaben für die Erledigung der Hausaufgaben oder die Lernzeiten machen und darauf bestehen, jede Hausaufgabe gegenzulesen, fühlt sich das Kind fremdbestimmt und reagiert nicht selten mit Trotz. Bekanntlich macht vielen Kindern die Schule keinen Spaß bzw. die meisten Kinder haben zumindest in ein oder zwei Fächern Schwierigkeiten. Wenn das Kind Schwierigkeiten in einem bestimmten Fach hat, muss man gemeinsam herausfinden, woran es liegt. Im nächsten Schritt kann man mit dem Kind überlegen, was ihm helfen kann, doch auch hier sollte man keinen Druck machen, sondern Unterstützung signalisieren.
Äußere Anreize, um Kinder zum Lernen zu motivieren, wie Geld oder ein neues Handy sind als Motivation nicht lernförderlich, denn sie tragen nicht dazu bei, dass ein Kind lernt, Verantwortung für sich und seine Entwicklung zu übernehmen. Aus pädagogischer Sicht sind Belohnungen nur empfehlenswert, wenn sie nicht angekündigt werden und sich auf den Lernfortschritt beziehen und nicht auf eine konkrete, geforderte Leistung.
Zusammengefasst nach einem Interview mit Elke Wild, Leiterin der Abteilung für Pädagogische Psychologie an der Universität Bielefeld, von Lydia Klöckner auf Onmeda.de: https://www.onmeda.de/magazin/schule-kind-zum-lernen-motivieren.html (19-09-15)