Oft werden bei der Beantwortung von schriftlichen Prüfungsfragen nur wenige Stichwörter aus der Prüfungsfrage ausgewählt und dann wird so ziemlich alles, was dem Prüfling gerade durch den Kopf schießt, unreflektiert und ohne Zusammenhang hingeschrieben. Das kommt daher, dass die Geprüften oft nicht wissen, wo sie anfangen sollen, und aus dieser Unsicherheit heraus wird alles, was gerade zu diesen Stichwörtern in den Sinn kommt, ohne irgendeinen roten Faden, d.h. ohne den Kontext der gesamten Frage zu berücksichtigen, einfach niedergeschrieben.
Dieser für die Prüferin oder den Prüfer chaotische Antwortstil der Prüflinge hängt mit der Art und Weise zusammen, wie der Stoff angeeignet wurde, nämlich als Inhalte ohne Strukturen. Während in den meisten Unterlagen (Skripten, Vorlesungsmitschriften, Bücher, Fachartikel usw.) der Inhalt nach Kriterien sinnvoll aufgebaut und strukturiert ist, werden diese Strukturen überhaupt nicht oder nur in Bruchteilen und höchstens unbewusst mit gelernt.
Daher sollte man beim Lernen der Gliederungsstruktur sowie den Überschriften bewusst Aufmerksamkeit schenken. Wie lautem die Über- und Unterordnungsverhältnisse der Lerninhalte, welches ist das Haupt- bzw. was ist ein Nebenargument, nach welchen Kriterien wird von den AutorInnen überhaupt strukturiert, welche Aspekte gehören inhaltlich zusammen?
Praktisch umgesetzt kann das strukturierte Lernen werden, indem man Textstellen mit eigenen Stichwörtern am Rand versieht, insbesondere dann, wenn es sich um längere Texte handelt. Man sollte bei diesen Marginalien leicht verständliche und prägnante Stichwörter wählen, denn das erleichtert später das Wiederholen des Lernstoffes. Das ist wesentlich sinnvoller als das Markieren von Textstellen oder Wörtern, denn diese werden dadurch aus ihrem Zusammenhang gerissen und bilden so isolierte Lernhinhalte ohne jeglichen Kontext.
Häufig kann man die Struktur der Inhalte auch in Form einer kleinen Skizze verdeutlichen, wobei man sich das Strukturgerüst des Lernstoffes explizit sichtbar macht, um es gleich mitzulernen. Es hilft auch, ein vorhandenes Inhaltsverzeichnis dazu zu verwenden, um die groben Zusammenhänge, Gemeinsamkeiten und auch die Unterschiede zu erkennen und sich als Rahmen für das Lernen einzuprägen.
Das Strukturlernen ist eine der effizientesten Lernmethoden, es gibt sowohl beim Lernen als auch bei der Prüfung Sicherheit und Orientierung. Insbesondere hilft dieses Lernen beim Erkennen des roten Fadens eines Stoffes, wobei aus den isolierten Fakten ein Netz von inhaltlichen Beziehungen wird. Bei der Prüfung hilft es, zu einer Vollständigkeit der dargelegten Argumente zu kommen, wobei eine strukturierte Beantwortung meist auch schneller vonstatten geht als eine chaotisch ungeordnete. Letztlich zeigen strukturierte Darstellen auch der Prüferin oder dem Prüfer, dass man den Stoff insgesamt verstanden hat, sodass kleiner Lücken dann nicht so sehr ins Gewicht fallen.
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