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Wenn Kinder beim Lernen für die Schule Angst haben

    Lernposter

    Angst und Stress wirken sich nachweislich negativ auf die Gehirnfunktion und damit auf die Lernfähigkeit von Kindern aus. Dieser Effekt verstärkt sich dramatisch, wenn Kinder bereits durch Teilleistungsstörungen wie Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS) oder Rechenschwäche (RS), auch bekannt als Dyskalkulie, belastet sind. Diese spezifischen Lernschwierigkeiten stellen ohnehin eine Herausforderung dar, die durch zusätzliche emotionale Belastungen weiter verschärft wird. In einer unsicheren oder überfordernden Lernumgebung, die beispielsweise durch Leistungsdruck, soziale Ausgrenzung oder unklare Erwartungen gekennzeichnet ist, wird die Aufmerksamkeit der Kinder weniger auf den eigentlichen Lernstoff und stattdessen stärker auf die belastenden Emotionen gelenkt. Dieser Mechanismus wirkt wie eine Art „emotionaler Filter“, der den Zugang zu neuen Informationen erschwert.

    Konkret führt dies zu Konzentrationsproblemen, die sich in Form von Tagträumereien, motorischer Unruhe oder Schwierigkeiten, Anweisungen zu folgen, äußern können. Die verringerte Aufnahmefähigkeit neuer Informationen manifestiert sich darin, dass Kinder Inhalte wiederholt vergessen, Schwierigkeiten haben, Zusammenhänge zu verstehen oder sich an Gelerntes zu erinnern. Neurobiologisch betrachtet steigt in stressreichen Situationen die Produktion von Stresshormonen wie Kortisol, das in hohen Dosen toxisch auf bestimmte Hirnregionen wirken kann. Kortisol hemmt nicht nur die Gedächtnisleistung, insbesondere die des Arbeitsgedächtnisses, das für das kurzfristige Speichern und Verarbeiten von Informationen essentiell ist, sondern auch die Problemlösefähigkeiten, die für komplexes Denken und das Anwenden von Wissen unerlässlich sind.

    Kinder mit Ängsten, sei es Prüfungsangst, soziale Angst oder generalisierte Angststörung, haben häufig Schwierigkeiten, sich zu entspannen und zur Ruhe zu kommen. Diese chronische Anspannung führt zu einer permanenten Aktivierung des Nervensystems, was wiederum ihre Fähigkeit zum Lernen erheblich einschränkt. Schlafstörungen, die oft mit Angst einhergehen, verstärken diese negativen Auswirkungen zusätzlich, da der Schlaf eine entscheidende Rolle bei der Konsolidierung des Gelernten spielt. Darüber hinaus kann Angst die Motivation und das Selbstwertgefühl der Kinder untergraben, wodurch ein Teufelskreis entsteht, in dem Misserfolge die Angst verstärken und die Lernbereitschaft weiter reduzieren. Um diesen negativen Auswirkungen entgegenzuwirken, ist es wichtig, eine unterstützende und stressarme Lernumgebung zu schaffen, die auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder eingeht und Strategien zur Stressbewältigung fördert. Dazu gehören beispielsweise Entspannungstechniken, das Setzen realistischer Ziele und die Förderung eines positiven Selbstbildes.



    Literatur

    Arnold, L. E., & Fonagy, P. (2019). Neuropsychologie und Pädagogik: Wie Kinder lernen und wie man sie unterstützen kann. Springer.
    Roth, G., & Gallenkamp, J. (2011). Erfolg im Lernen: Ein neurobiologischer und psychologischer Leitfaden für Lehrer, Eltern und Schüler. Klett-Cotta.
    Sapolsky, R. M. (2004). Why zebras don’t get ulcers: The acclaimed guide to stress, stress-related diseases, and coping. Holt Paperbacks.
    Vogel, P. (2015). Lernstörungen verstehen und behandeln: LRS, Dyskalkulie und ADHS neu betrachtet. Beltz.


    Siehe dazu auch
    die zahlreichen falschen Lerntipps,
    die im Internet kursieren!


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