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Warum Wiederholen vor Schulbeginn Sinn macht

    Wenn die Sommerferien sich dem Ende zuneigen, erleben viele Schüler ein merkwürdiges Spannungsfeld: Einerseits wirkt die freie Zeit, die endlich einmal nicht von Stundenplänen, Hausaufgaben und Prüfungen bestimmt ist, wie ein kostbarer Schatz, den man bis zum letzten Tag auskosten möchte. Andererseits steht der Neubeginn unmittelbar bevor – ein weiteres Schuljahr mit neuen Anforderungen, Erwartungen und Stoffgebieten. Genau in dieser Übergangszeit kann es sich lohnen, gezielt noch einmal die Fächer in den Blick zu nehmen, die im vergangenen Jahr Schwierigkeiten bereitet haben. Dabei geht es nicht darum, den Feriencharakter gänzlich aufzugeben, sondern vielmehr um eine kluge Investition in die eigene Zukunft. Wer in den letzten Ferienwochen gezielt wiederholt, kann nicht nur sein Wissen auffrischen, sondern auch Selbstvertrauen und Motivation für den Neustart gewinnen.

    Der Nutzen liegt zunächst auf einer ganz praktischen Ebene: Viele Lerninhalte bauen aufeinander auf. Mathematik, Sprachen oder naturwissenschaftliche Grundlagen verlangen, dass bestimmte Basiskenntnisse sicher sitzen, bevor neue Themen sinnvoll verstanden werden können. Wenn Schüler in der sechsten Klasse etwa Mühe mit Bruchrechnung hatten und diese Lücken ungelöst mit in die siebte Klasse nehmen, wird das Verständnis für Algebra oder Prozentrechnung unnötig erschwert. Ähnlich verhält es sich in Fremdsprachen, wo mangelnde Grammatikkenntnisse oder zu geringer Wortschatz wie Stolpersteine wirken. Wer kurz vor Schulbeginn bewusst diese Schwachstellen angeht, sorgt dafür, dass die neuen Inhalte auf einem tragfähigen Fundament aufbauen können.

    Neben diesem fachlichen Aspekt spielt auch die psychologische Komponente eine Rolle. Schüler, die im Vorjahr häufig das Gefühl hatten, den Anschluss zu verlieren, starten oft mit einem mulmigen Gefühl in das neue Schuljahr. Die Unsicherheit darüber, ob man den kommenden Anforderungen gewachsen ist, kann lähmend wirken. Indem man sich in den Ferien noch einmal Zeit nimmt, gezielt alte Probleme anzugehen, verwandelt man Angst in Handlung. Man hat das Gefühl, aktiv etwas getan zu haben, anstatt passiv abzuwarten, was kommt. Dieses Gefühl von Selbstwirksamkeit stärkt nicht nur die Motivation, sondern auch die Bereitschaft, neue Herausforderungen anzunehmen.

    Darüber hinaus hat das Wiederholen am Ferienende eine besondere Wirkung, weil das Gelernte noch frisch in die neue Routine mitgenommen werden kann. Während die meisten Schüler nach den Ferien erst wieder mühsam in den Lernrhythmus hineinfinden müssen, haben diejenigen, die sich vorbereitet haben, bereits einen klaren Startvorteil. Sie treten selbstbewusster auf, können im Unterricht schneller mitarbeiten und erleben häufiger Erfolgserlebnisse. Solche positiven Erfahrungen gleich zu Beginn des Schuljahres können eine Art Kettenreaktion in Gang setzen: Wer merkt, dass er mitkommt, bleibt eher konzentriert, arbeitet motivierter mit und hat insgesamt eine leichtere Schulzeit.

    Natürlich darf nicht unterschätzt werden, dass Ferien auch eine Zeit der Erholung sein müssen. Niemandem ist geholfen, wenn Schüler durch übertriebenen Ehrgeiz das Gefühl haben, keine Pause zu bekommen. Entscheidend ist daher das Maß: Es reicht oft, wenn man in den letzten ein bis zwei Ferienwochen pro Tag eine überschaubare Zeitspanne in Wiederholung investiert. Diese kann spielerisch gestaltet werden, etwa durch Lern-Apps, kleine Übungshefte oder gemeinsame Lernzeiten mit Freunden. Auf diese Weise bleibt der Feriencharakter erhalten, und trotzdem wird eine Brücke ins neue Schuljahr gebaut.

    Insgesamt zeigt sich also, dass das gezielte Wiederholen problematischer Fächer am Ferienende gleich mehrere Vorteile miteinander verbindet. Es schließt Wissenslücken, stärkt das Selbstvertrauen und erleichtert den Start ins neue Schuljahr. Wer diese Phase nutzt, nimmt den Druck von den ersten Wochen und verwandelt mögliche Sorgen in Zuversicht. So wird aus der letzten Ferienwoche nicht ein verlorener Rest, sondern eine Gelegenheit, den Faden aufzunehmen und mit neuer Stärke in die kommende Etappe zu starten.


    Siehe dazu auch
    die zahlreichen falschen Lerntipps,
    die im Internet kursieren!

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