Gemeinsames Lernen – sei es in einer Lerngruppe, mit Freunden oder Kommilitonen – birgt ein enormes Potenzial, um das Verständnis zu vertiefen, Motivation zu steigern und Wissen auszutauschen. Allerdings kann die vermeintliche Effizienz durch Ablenkungen und mangelnde Organisation schnell zunichte gemacht werden. Um das gemeinsame Lernen wirklich produktiv zu gestalten, bedarf es einer bewussten Planung und der Anwendung einiger bewährter Strategien.
1. Die Wahl des Lernortes: Eine Frage der Konzentration
Der erste und entscheidende Schritt ist die Auswahl eines geeigneten Lernortes. Die heimische Umgebung, insbesondere das eigene Zimmer oder das gemütliche Café um die Ecke, verlocken oft zu Ablenkungen. Fernseher, soziale Medien, Mitbewohner oder das Treiben im Café können die Konzentration erheblich beeinträchtigen.
* Empfehlung: Bevorzugen Sie dedizierte Lernräume wie Bibliotheken, Universitätsgebäude oder ruhige Arbeitsbereiche. Diese Umgebungen sind in der Regel darauf ausgelegt, konzentriertes Arbeiten zu fördern. Alternativ können Sie auch ein Café wählen, das für seine ruhige Atmosphäre und das Angebot an Arbeitsplätzen bekannt ist. Wichtig ist, dass der Ort eine klare Abgrenzung zum Freizeitbereich schafft und Ablenkungen minimiert.
2. Strukturierte Lerneinheiten: Konzentration und Pausen im Wechselspiel
Statt sich vorzunehmen, stundenlang am Stück zu lernen, empfiehlt es sich, den Lernstoff in strukturierte Einheiten zu unterteilen. Das menschliche Gehirn kann sich über längere Zeiträume nur schwer auf eine Sache konzentrieren.
* Empfehlung: Planen Sie feste Zeitspannen für das Lernen ein, beispielsweise 45 Minuten bis eine Stunde, gefolgt von einer kurzen Pause von 10-15 Minuten. Während der Lerneinheiten sollte der Fokus voll und ganz auf dem Lernstoff liegen. In den Pausen können Sie sich bewegen, etwas trinken oder sich kurz ablenken lassen, um danach wieder frisch an die Arbeit zu gehen. Die Pomodoro-Technik kann hier eine hilfreiche Methode sein.
3. Gegenseitiges Erklären: Wissen festigen und Lücken erkennen
Während der wohlverdienten Pausen, die oft den Lernalltag unterbrechen, bietet sich eine hervorragende Gelegenheit, das eben Gelernte zu festigen und zu vertiefen. Anstatt die Zeit ausschließlich für Entspannung zu nutzen, kann man die Pausen konstruktiv gestalten, indem man sich gegenseitig die Inhalte erklärt. Dieser Austausch hilft nicht nur dem Erklärenden, das Wissen zu strukturieren und zu artikulieren, sondern auch dem Zuhörer, Lücken im eigenen Verständnis zu identifizieren und zu schließen.
* Empfehlung: Eine besonders effektive Methode, die sich in diesem Zusammenhang bewährt hat, ist die sogenannte Feynman-Methode. Benannt nach dem berühmten Physiker Richard Feynman, zielt diese Methode darauf ab, komplexe Sachverhalte auf ihren Kern zu reduzieren und sie in einer einfachen, leicht verständlichen Sprache darzustellen. Das Prinzip dahinter ist, dass man ein Thema erst wirklich verstanden hat, wenn man es jemand anderem, selbst einem Kind, erklären kann. Um die Feynman-Methode anzuwenden, wählt man ein spezifisches Konzept oder eine Theorie aus und versucht, diese in eigenen Worten zu erläutern. Dabei sollte man sich bemühen, Fachjargon zu vermeiden und stattdessen alltägliche Beispiele und Analogien zu verwenden. Wenn man während der Erklärung auf Schwierigkeiten stößt oder merkt, dass man bestimmte Aspekte nicht klar und präzise darstellen kann, ist dies ein Zeichen dafür, dass das eigene Verständnis noch lückenhaft ist. In diesem Fall sollte man die relevanten Quellen erneut konsultieren, um die fehlenden Informationen zu ergänzen. Durch die iterative Anwendung der Feynman-Methode – erklären, identifizieren von Wissenslücken, lernen und wieder erklären – kann man ein tiefes und nachhaltiges Verständnis des Lernstoffes entwickeln. Zudem fördert der Austausch mit anderen Studierenden oder Lernenden nicht nur das eigene Wissen, sondern auch die Fähigkeit zur klaren Kommunikation und zur konstruktiven Auseinandersetzung mit komplexen Themen.