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Bringt es etwas, abends zu lernen bzw. vor dem Schlafengehen zu wiederholen?

    Sprache lernen im Vorübergehen! Lernposter

    Unter diesem Titel findet sich auf der Homepage von SWR Wissen folgende Empfehlung von Christiane Stenger, einer Juniorengedächtnisweltmeisterin, Sachbuchautorin und Deutschlands erfolgreichste Gedächtnistrainerin:

    Wenn man etwas lernen möchte, macht es auf jeden Fall Sinn, sich das auf Band zu sprechen und es sich anzuhören. Ein guter Tipp ist auch, sich die Aufnahmen abends oder nachts anzuhören, denn unser Gehirn verarbeitet in der Nacht das, was wir tagsüber erlebt haben. Wenn es kurz vor dem Schlafen noch einmal auf die wichtigen Dinge aufmerksam gemacht wird, funktioniert das tatsächlich besser.

    So sinnvoll eine Abendwiederholung für einen Lernstoff auch sein mag, ist ein Anhören des Stoffes unmittelbar bzw. kurz vor dem Schlafengehen nicht zu empfehlen, da damit im Normalfall das Einschlafen verzögert werden kann, wenn das Gehirn nochmals aktiviert wird, ganz zu schweigen davon, dass man unter Umständen wieder auf eine bevorstehende Prüfung hingewiesen wird. Sinnvoll ist eine Abendwiederholung nur dann, wenn eine ausreichende Pause zum Schlafengehen vorhanden ist. Es empfiehlt sich daher, praktisch herauszufinden, wie lange diese Pause sein muss, was individuell durchaus verschieden sein kann.

    Lutz et al. (2024) fanden kürzlich Hinweise darauf, dass Assoziationen, die nach dem Lernen schwach im Gedächtnis repräsentiert waren, sowie Assoziationen von nur indirekt miteinander verbundenen Informationen vom Schlaf profitierten, sodass der Schlaf also zusätzlich dafür sorgte, dass die Versuchspersonen besser in der Lage waren, Assoziationen von nur indirekt miteinander verbundenen Informationen abzurufen, während gut gelernte Assoziationen nicht so sehr vom Schlaf profitierten. Eine solche Mustervervollständigung – pattern completion – ist eine wichtige Funktion des Hippocampus. Es wird nun vermutet, dass Schlaf vor allem solche schwächeren Assoziationen beeinflusst, da diese eher von neuronalen Oszillationen während des Schlafs, wie z.B. den Schlafspindeln, profitieren. Auf starke Assoziationen hat der Schlaf dagegen keinen nennenswerten Einfluss, da diese vermutlich bereits gut im Gedächtnis verankert sind.



    Literatur

    Lutz, Nicolas D., Martínez-Albert, Estefanía, Friedrich, Hannah, Born, Jan & Besedovsky, Luciana (2024). Sleep shapes the associative structure underlying pattern completion in multielement event memory. Proceedings of the National Academy of Sciences, 121, doi:10.1073/pnas.2314423121.
    Stangl, W. (2024, 23. März). Gut Gelerntes profitiert weniger von gutem Schlaf als oberflächlich Gelerntes. arbeitsblätter news.
    https:// arbeitsblaetter-news.stangl-taller.at/gut-gelerntes-profitiert-weniger-von-gutem-schlaf-als-oberflaechlich-gelerntes/
    https://www.swr.de/wissen/1000-antworten/bringt-es-etwas-abends-zu-lernen-bzw-vor-dem-schlafengehen-zu-wiederholen-102.html (24-02-29)

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