In einem Lerntipp im Internet fand ich die Empfehlung, beim Lernen lautes bzw. lautloses Sprechen einzusetzen. Dieser Lerntipp ist problematisch, denn Handlungen und Erlebtes bleiben zwar grundsätzlich besser im Gedächtnis haften als etwas, das man lediglich gedacht hat. Allerdings ist das laute Aussprechen in diesem Sinne keine körperliche Aktivität, die das Lernen unterstützt, sondern es ist eine Tätigkeit, die Kapazitäten bindet, die eher für das Verstehen eines Textes notwendig sind. Das kann man leicht daran überprüfen, indem man einen Text laut und deutlich vorliest – dabei wird man erkennen, dass man sich dabei oft mehr auf die Sprache als den Inhalt fokussiert.
Das Mitsprechen ist besonders dann ein Hindernis, wenn es darum geht, sich rasch einen Überblick über einen Text zu verschaffen – hier ist es unbedingt notwendig, das leise und laute Mitlesen zu vermeiden.
Siehe dazu aber Mitsprechen als Lernhilfe beim Sprachenlernen
Wir „focussieren“ in dieser unnatürlichen, gegen das Leben ankonstrierten Unterrichtsvollzugsanstalt, die wir Schule nennen, immer auf die Vermeidung von Strafe, weil dort jede Abweichung alsbald bestraft wird. Dass man dann beim lauten Vorlesen mehr auf den Ton als auf den Sinn achtet, ist einfach eine Überlebensübung wie früher im Urwald. Im alten Germanien musste man achtgeben, nicht von Wölfen und Bären aufgefressen zu werden, in der „Schule“ heute von Lehrern.
Das alles hat jeweils SUGGESTIVE QUALITÄT & WIRKUNG, aber über Suggestion dünkt sich die Pädagogik erhaben und ist ihr folglich nur ausgeliefert ohne Einfluss. Als Ich-kann-Schule-Lehrer kann ich leicht zeigen, dass DER TON DIE MUSIK MACHT, dass es also nicht blos um das WAS und das WIE geht sondern entscheidend darum, IN WELCHEM GEISTE wir es tun.
Ich grüße freundlich.
Franz Josef Neffe