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Wie eigenständiges Lernen im Klassenzimmer lebendig wird


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    Das Konzept des entdeckenden Lernens markiert eine grundlegende Abkehr von der klassischen Rolle der Lehrkraft als reiner Wissensvermittlerin hin zu einer moderierenden Begleitung des Lernprozesses. Im Kern geht es darum, den Unterricht so zu gestalten, dass nicht fertige Ergebnisse im Zentrum stehen, sondern der Weg der Schülerinnen und Schüler zu einer eigenen Erkenntnis.
    Dies geschieht durch eine sorgfältig vorbereitete Lernumgebung, die durch gezielte Impulse, vielfältige Materialien und offene Angebote dazu einlädt, selbst aktiv zu werden, Zusammenhänge zu erforschen und den eigenen Lernfortschritt schrittweise in Worte zu fassen. Ein besonders wirkungsvolles Werkzeug hierfür ist der „Stumme Impuls“. Anstatt die Stunde mit einer langen Einleitung zu beginnen, wird ein Gegenstand, ein Bild oder eine Wortkarte völlig kommentarlos in die Mitte des Sitzkreises gelegt. Diese bewusste Stille erzeugt eine produktive Spannung und gibt den Kindern den nötigen Raum, ihre eigenen Assoziationen und Entdeckungen ohne Beeinflussung durch die Lehrkraft zu formulieren. Die Lehrkraft übernimmt dabei lediglich die Rolle der Moderatorin, die die wertvollen Beiträge bündelt und die Übergänge sanft steuert.
    Ein weiterer praktischer Ansatz liegt im Vergleich von Gegensätzen, was sich hervorragend am Beispiel einer Vorgangsbeschreibung verdeutlichen lässt. Indem man den Kindern gleichzeitig eine gelungene und eine mangelhafte Textversion präsentiert, werden sie dazu angeregt, die Unterschiede selbst zu analysieren. In diesem Prozess erarbeiten sie sich die Kriterien für eine gute Beschreibung eigenständig, was zu einem tieferen Verständnis führt als das bloße Auswendiglernen von Regeln. Unterstützt wird dieser Prozess durch eine offene Fragestellung, die den herkömmlichen Unterricht revolutionieren kann: Die einfache Frage „Was fällt dir auf?“ bricht das starre Frage-Antwort-Muster auf und ersetzt das typische „Lehrer-Schüler-Ping-Pong“ durch ein echtes, tiefergehendes Gespräch. So wird verhindert, dass das Unterrichtsgespräch zu einem mündlichen Lückentext verkommt, bei dem die Kinder lediglich versuchen, das vom Lehrer erwartete Wort zu erraten. Stattdessen werden sie dazu befähigt, Besonderheiten, Gemeinsamkeiten und Differenzen eigenständig zu benennen und so eine echte, nachhaltige Wissensstruktur aufzubauen, die auf ihren eigenen Beobachtungen und Schlussfolgerungen basiert.
    Literatur

    Stangl, W. (2017, 31. Juli). entdeckendes Lernen. Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik.
    https://lexikon.stangl.eu/12075/entdeckendes-lernen.

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